Human Rights Law Clinic
Die Human Rights Law Clinic Bern hat ihr Lehrangebot erweitert: In einem neuen fallbasierten Seminar bearbeiten Studierende reale, aufbereitete Fälle und vertiefen so praxisnah ihre juristischen Fähigkeiten. Das innovative Format stösst auf grosses Interesse, fördert den Austausch über Legal Clinics und stärkt die praxisorientierte Ausbildung an der Universität Bern.
06. Oktober 2025
Das Projekt in Kürze
Die Human Rights Law Clinic Bern bietet angehenden Juristinnen und Juristen seit 2017 die Möglichkeit, bereits während des Studiums an realen Fällen zu arbeiten. Mit dem nun abgeschlossenen Projekt wurde die Law Clinic erfolgreich um ein fallbasiertes Seminar erweitert. In dieser Lehrveranstaltung bearbeiten Studierende aufbereitete Fälle aus der Law Clinic in kleinen Gruppen und lernen dabei, juristische Fragestellungen praxisnah und problemorientiert zu lösen.
Ziel war es, durch das Seminar das erfolgreiche Konzept der Law Clinic einem grösseren Kreis von Studierenden zugänglich zu machen und zugleich den inner- und ausserfakultären Erfahrungsaustausch über den Aufbau und Betrieb von Legal Clinics zu fördern.
Ziele & Nutzen
Das Projekt zielte auf die Erweiterung der Law Clinic durch ein fallbasiertes Seminar, in welchem aufbereitete Fälle aus der Law Clinic problemorientiert bearbeitet werden, sowie auf die Etablierung eines fakultätsübergreifenden Erfahrungstransfers zum Aufbau und Betrieb von Legal Clinics.
Der Nutzen zeigt sich auf mehreren Ebenen:
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Für Studierende: Sie können an einem praxisnahen, fallbasierten Seminar teilnehmen und erhalten Zugang zu Erkenntnissen aus der realen Fallarbeit. Das Seminar bietet eine vertiefte Auseinandersetzung mit komplexen rechtlichen und tatsächlichen Fragestellungen und fördert Kompetenzen, die für die spätere Berufspraxis von besonderem Wert sind.
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Für Dozierende: Die Erfahrungen und Erkenntnisse aus der Law Clinic können bei weiterhin aufrechterhaltenem Law Clinic Betrieb einem weiteren Publikum zugänglich gemacht und durch den inner- und ausserfakultärer bzw. interdisziplinärer Austausch neue Ideen für Verbesserungen von Legal Clinics entwickelt werden.
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Für Fakultät und Universität: Durch das Projekt wird Know-How für den Aufbau bzw. Betrieb weiterer Legal Clinics und fallbasierter, problemorientierter Seminare verfügbar gemacht. Der Transfer dient auch der Stärkung der Vernetzung mit nationalen und internationalen Stakeholdern und der Schaffung von Synergien und Sichtbarkeit. Legal Clinis sind ein Aushängeschild – sie sind in vielen anderen Ländern bereits fester Bestandteil eines zeitgemässen rechtswissenschaftlichen Curriculums.
Lehrangebot & Didaktik
Im fallbasierten Seminar wurde mit ausgewählten abgeschlossenen Fällen aus der Law Clinic, die dafür geeignet sind und speziell aufbereitet (insb. anonymisiert, evtl. punktuell vereinfacht oder verkürzt etc.), problemorientiert gelernt. Die Arbeit in der Law Clinic wurde quasi simuliert: Die Teilnehmenden des Seminars erarbeiteten in Gruppen die wesentlichen Fragen eines echten Falls selbständig (begleitet), unternahmen die erforderlichen Schritte und reflektierten den Vorgang. Im Unterschied zur Arbeit in der Law Clinic hatten die Teilnehmenden des Seminars aber bspw. nicht mit rechtsuchenden Personen zu tun und die erstellten Produkte wurden über das Seminar hinaus nicht (in einem Verfahren) verwendet. Die Fälle im Seminar wurden zudem kontrollierter, in einer teilweise verkürzten Version und über eine kürzere Zeitdauer (insb. ohne Unterbrechungen, Fristenläufe etc., die ein laufendes Verfahren mit sich bringt) gelöst.
Das fallbasierte Seminar wurde im Frühjahrssemester 2025 erstmals durchgeführt und stiess auf sehr grosses Interesse. 22 Studierende arbeiteten in drei Gruppen an aufbereiteten Fällen aus der Law Clinic mit unterschiedlichen rechtlichen Schwerpunkten – Migrationsrecht, Justizvollzugsrecht und internationaler Menschenrechtsschutz.
Die Arbeit erfolgte anhand anonymisierter Falldossiers, die schrittweise zur Verfügung gestellt wurden. Diese enthielten komplexe rechtliche und interdisziplinäre Fragestellungen und ermöglichten eine praxisnahe Simulation der Fallarbeit in der Law Clinic. Ein besonderes Element war die Möglichkeit, im Rahmen eines „Joker-Systems“ einmalig fachlichen Rat von praktizierenden Anwältinnen und Anwälten einzuholen, die in den betreffenden Fällen involviert waren.
Das Seminar wurde von den Studierenden sehr positiv aufgenommen. Die Rückmeldungen betonten den hohen Lerngewinn, die gute Betreuung sowie die Möglichkeit, echte Fälle in einem strukturierten Rahmen zu bearbeiten.
Umsetzung und Zusammenarbeit
Die Umsetzung des Projekts verlief planmässig und ohne grössere Abweichungen.
Das Erstellen und Anonymisieren der Falldossiers erwies sich als zeitaufwendig, konnte aber im vorgesehenen Rahmen abgeschlossen werden. Der Ablauf des Seminars war so konzipiert, dass die Dossiers schrittweise bearbeitet wurden, wodurch der Zeitplan eingehalten werden konnte.
Die Zusammenarbeit zwischen den beteiligten Organisationseinheiten verlief reibungslos.
Besonders hilfreich war, dass sich die beteiligten Mitarbeitenden bereits aus der Law Clinic oder früheren Projekten kannten. Dadurch konnten interdisziplinäre Synergien genutzt und eine enge Abstimmung gewährleistet werden.
Dissemination
Die Projektergebnisse werden über verschiedene Kanäle bekannt gemacht:
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über die Website der Law Clinic (www.lawclinic.unibe.ch),
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über die Departements- und Fakultätskommunikation,
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durch die Folge 19 «Recht praktisch – die Human Rights Law Clinic» im Podcast «Rechtsfolge» der Rechtswissenschaftlichen Fakultät,
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durch einen Workshop an der ENCLE-Konferenz 2025 in Warschau,
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sowie durch einen UniAktuell-Artikel «Human Rights Law Clinic: Menschenrechte anwenden».
Die Resonanz war durchwegs positiv. Das Projekt stiess auch ausserhalb der Universität auf Interesse und wird von anderen Institutionen als Modell für ähnliche Lehrformate wahrgenommen.
Nachhaltigkeit
Mit dem Projekt wurden sämtliche Grundlagen geschaffen, um das fallbasierte Seminar dauerhaft im Curriculum der Universität Bern zu verankern. Das erarbeitete Gesamtkonzept, die Leitlinien, Vorlagen und anonymisierten Falldossiers ermöglichen eine Wiederholung des Seminars ohne grösseren Zusatzaufwand.
Die Koordinationsstelle der Law Clinic, besetzt mit zwei wissenschaftlichen Mitarbeitenden, gewährleistet eine fortlaufende Planung, Weiterentwicklung und Weitergabe des erworbenen Know-hows. Die hohe Nachfrage – es musste eine Warteliste geführt werden – zeigt, dass sich das Seminar langfristig etablieren wird. Zudem können die erarbeiteten Materialien und Erkenntnisse von anderen Lehrstühlen oder neu entstehenden Legal Clinics genutzt oder adaptiert werden.
Grundlagen
Basis dieses FLE-Projekts bildete das FIL-Projekt «Human Rights Law Clinic Bern». Die Law Clinic ist eine Lehrveranstaltung, die in Zusammenarbeit der Departemente für Öffentliches Recht und Strafrecht an der Rechtswissenschaftlichen Fakultät durchgeführt wird.
Förderung
Die Entwicklung der Human Rights Law Clinic wurde 2024 / 2025 vom Vizerektorat Lehre der Universität Bern im Rahmen von FLE – Fakultäre Lehrentwicklung (ehemals «FILFLE») unterstützt. Hier finden Sie Informationen zum Förderangebot.
