Just-in-Time Teaching

Zusammenfassung

Just-in-Time Teaching (JiTT) wurde in den 90er-Jahren für die Lehre der Naturwissenschaften an nordamerikanischen Universitäten entwickelt (Novak et al. 1999). In den Studien zur Wirksamkeit wird JiTT auch oft mit PI und teilweise anderen interaktiven Methoden kombiniert (Watkins & Mazur 2009). In Ergänzung zu PI werden bei JiTT den Studierenden Konzeptfragen im Sinne der Concept Tests schon zusammen mit den Vorbereitungsaufträgen gestellt. Der wesentliche Unterschied ist somit, dass die Vorbereitung der Studierenden durch gezielte Fragen gefördert wird, die Dozierenden vor dem jeweiligen Präsenztermin die Antworten analysieren und darauf basierend gezielter ihre Kurzpräsentationen vorbereiten.

Komponenten

Spezifische Vorbereitungsaufträge mit Online-Selbst-Tests

Die Studierenden lesen als Vorbereitung beispielsweise ein halbes Lehrbuchkapitel, beantworten einige Konzeptfragen auf Verständnisebene und eine zusätzliche Frage im Sinne von «Welcher Teil der Lektüre bereitet Ihnen am meisten Mühe». Dies ist eigentlich die klassische Frage nach dem unklarsten Punkt (muddiest point) aus den Classroom Assessment Techniques (à Standortbestimmung einbauen).

Lernplattform/Learning Management System (LMS)

Die Fragen müssen bis zu einem bestimmten Zeitpunkt im LMS gespeichert sein. Die Studierenden erhalten Punkte für die reine Beteiligung, die Richtigkeit der Antworten auf die Konzeptfragen wird nicht bewertet. Durch die Abwicklung im LMS hat die dozierende Person sowohl die Gesamtübersicht wie auch den Hinweis zu den einzelnen Teilnehmenden, da die Antworten nicht anonym abgegeben werden.

Zusammenfassende Darstellung der Antworten

Dozierende müssen die Antworten vor dem Präsenztermin inhaltlich auswerten, d.h. die Lehrperson erstellt eine Synopsis der zentralen Aussagen aus den Antworten zu den Vorbereitungsaufträgen. Die Antworten werden dadurch anonymisiert. Die Zusammenfassung wird zu Beginn der Lehrveranstaltung präsentiert und vor allem kommentiert. Zudem wird zu Beginn der jeweiligen Sitzung auf die Zusammenfassung zum unklarsten Punkt eingegangen.

Bedarfsgesteuerte Kurzpräsentationen

Die beiden Zusammenfassungen dienen den Dozierenden auch dazu, ihren geplanten Input anzupassen. Wenn sich die entsprechenden Rückmeldungen über mehrere Konzepte/Modelle/Sachverhalte verteilen, so wird darauf in den verschiedenen Kurzpräsentationen vertiefend eingegangen. Damit macht Input auf Vorrat Platz zugunsten von Erläuterungen nach Bedarf.

Kleingruppendiskussionen

Im Sinne von Murmelgruppen (Buzz Groups à Aktivierung und Rhythmisierung) werden die Teilnehmenden immer wieder aufgefordert, anregende Fragen in Kleingruppen zu diskutieren. Die Qualität der Diskussionen und damit der Lernertrag hängt primär von der Qualität der Fragen ab. Diese müssen herausfordernd im Sinne einer gewissen Komplexität sein, dürfen das Publikum aber nicht überfordern. Sie bedingen die Reaktivierung des Vorwissens und können nicht durch rasches Nachschlagen oder Suchen im Web beantwortet werden. Sie fordern von den Diskussionsgruppen die Formulierung von Zusammenhängen in eigenen Worten und führen zu einem Spektrum unterschiedlicher Antworten.

Erfolgskriterien

Durch JiTT werden primär die Vorbereitung spezifiziert und die kurzen Lehrvorträge optimaler auf den Bedarf des Publikums ausgerichtet. Die eigentliche Struktur der jeweiligen Vorlesungssitzungen ist vergleichbar mit dem PI-Modell. So bilden z.B. Kleingruppendiskussionen einen wichtigen Bestandteil. Die Vorbereitungsaufträge, die Selbst-Tests sowie die Kleingruppendiskussionen sind kognitiv aktivierend. Aus dem Diskurs über die schwierigen Inhalte im Plenum ergibt sich der weiter oben beschriebene reziproke Feedbackprozess (à Adaptive Lehre), dessen Wirksamkeit von Hattie und Timperley (2007) eindrücklich verdeutlicht wurde. Dadurch gelten dieselben Wirkfaktoren, die auch bei PI beschrieben wurden, inkl. zielorientierterer Präsentation in den Kurzreferaten (siehe weiter oben). Ein wesentlicher Zusatzfaktor ergibt sich durch die Auswertung des Muddiest Point, bzw. die entsprechend darauffolgenden Hinweise. Eine gute Einführung in JiTT sowie Hinweise zur Konzeption guter Fragen bietet der Sammelband von Simkins und Maier (2010).