Kluge Digitalisierung

Digitale Lehr- und Lernmittel müssen von den Menschen beherrscht werden – nicht umgekehrt. Das Ziel ist eine emanzipierte Digitalisierung, also der bedachte Einsatz digitaler Werkzeuge zur Unterstützung echter Lehr- und Lernprozesse jenseits blinder Trends. Dazu ist ein gewisses Grundverständnis oder im Idealfall ein Basiswissen zu den Prinzipien menschlichen Lernens nötig. Zudem müssen die Grundfunktionalitäten vorhandener Werkzeuge bekannt sein. Die Support- und Beratungsstellen an den verschiedenen Hochschulen bieten hierbei individuelle Unterstützung und Fortbildung.

Test-Enhanced Learning mit Online-Quiz

Ein wichtiger Sachverhalt akademischen Lernens ist die Tatsache, dass beim Abrufen von Wissen in Testsituationen diese dadurch zu Lernsituationen werden. Der Wissensabruf vertieft die Gedächtnisspur und führt so wiederum zur besseren Verankerung der abgerufenen Inhalte. Wer diesen Effekt von Pre-Testing aus der Lernforschung kennt, kann dies nutzen und z.B. vorausgehende, formative Selbsttests zur Verfügung stellen, die das Vorwissen analysieren und gleichzeitig aktivieren. Derartige Online Selbsttests können mit digitalen Mitteln heute rasch erstellt werden. Schon Tests ohne Rückmeldung auf die Antworten bilden eine bessere Basis für anschliessenden Input. Mit informierendem Feedback auf die Antworten wird dieser Effekt noch verstärkt. Die Orientierung über persönliche Wissenslücken trägt wesentlich zur Förderung metakognitiven Wissens bei (Aktivierung und Rhythmisierung). Vorausgehende Online-Umfragen zu unterschiedlichen Aspekten wie Vorerfahrung, Vorwissen, Motive u.a.m. bereiten die Teilnehmenden auf die folgende Präsenzveranstaltung vor und geben den Lehrenden eine bessere Planungsgrundlage.
Mit dem Inverted Classroom Model (ICM; auch Flipped Classroom) existiert inzwischen ein Ansatz, der die Lehre flexibler macht. Präsentationen werden im Internet zur Vorbereitung zur Verfügung gestellt, wodurch individuelle Lernpfade und Tempi Rechnung getragen werden kann. Werkzeuge zum Erstellen solcher Präsentationen sind teilweise kostenlos; in PowerPoint ist beispielsweise eine Aufnahmefunktion integriert.

Veranschaulichung

Problemstellungen, Kontexte und Prozesse lassen sich heutzutage hervorragend mit Videos veranschaulichen. Reale Situationen können so kriterienorientiert analysiert und beurteilt werden, der Praxisbezug ist leichter herzustellen. Lassen Sie die Lernenden auch selber Videos zu inhaltsbezogenen Sachverhalten suchen und austauschen. Hypervideos sind Videos, die mit interaktiven Elementen und Aktivitäten angereichert sind. Damit lassen sich die oben genannten Vorteile sogar integrieren. Die Veranschaulichung lässt sich heute mit interaktiven Werkzeugen noch steigern. Tools zur Datenvisualisierung, z.B. in Statistikprogrammen, sind ein Beispiel hierfür. Immer öfter wird auch Mixed Reality eingesetzt zum Eintauchen in quasi-realistische Situationen oder zur Kartierung vor Ort.

  • Selbsttests zur Verfügung stellen, online oder offline
  • Praxisbezug und Veranschaulichung durch Videos (auch von Studierenden)
  • Interaktive Werkzeuge zur Datenvisualisierung einsetzen, einige sind kostenlos verfügbar
  • Neueste Technologien in Erwägung ziehen, z.B. Apps für Augmented bzw. Mixed Reality
  • Umstellung auf das Inverted Classroom Model (ICM; auch Flipped Classroom), dort wo es Sinn macht
  • Interaktive Videos / Hypervideos einsetzen, dazu die e-Learning Supportstellen konsultieren