Transparente Erwartungen

Erfolgreiche Lehrende definieren präzise, was Lernende nach der Lernsequenz, dem Modul, oder dem Semester können sollen. Sie formulieren also gute Lernergebnisse (learning outcomes) und leiten daraus Beurteilungskriterien ab. Damit kommunizieren sie schon zu Beginn, welche Aufgaben die Lernenden am Ende meistern müssen und welcher Grad an Expertise dabei erwartet wird. Zentral dabei ist, dass die Aufgaben für die jeweilige Zielgruppe anspruchsvoll aber machbar sind.

Learning Outcomes

Gute Lernergebnisse zu formulieren kann bisweilen aufwändig sein. Die gesamte restliche Planung der Lehrveranstaltung ist danach jedoch deutlich einfacher. Lernergebnisse gelten darum als wesentliches Planungswerkzeug für Bildungsangebote. Nachvollziehbar formulierte Lernergebnisse wirken zudem der Verschulung entgegen: Je klarer das Ziel, desto offener kann der Weg dahin gestaltet werden. Und letztlich sind Form und Inhalte der Leistungsnachweise damit schon angedacht. Lernergebnisse beleuchten also, was die Lernenden erreicht haben sollen (Outcome), nicht was doziert wurde (Input). Im Übrigen fällt das Verfassen guter Lernergebnisse erfahrungsgemäss leichter im Austausch mit einem Kollegen oder einer Expertin.

Beurteilungskriterien

Wichtig für die Transparenz sind zudem klare Beurteilungskriterien für die studentischen Leistungen. Diese sollen aus den Lernergebnissen abgeleitet sein, damit die Studierenden am Anfang des Lernprozesses wissen, woran sie am Schluss gemessen werden. Die Kombination aus Lernergebnissen und daraus abgeleiteten Beurteilungskriterien bezeichnet der neuseeländische Bildungsforscher John Hattie als Teacher Clarity - ein nachgewiesener, starker Wirkfaktor guter Lehre. In der Fülle an möglichen Lerninhalten bilden gute Lernergebnisse generell wichtige Filter zur Auswahl relevanter Inhalte. Mehr hierzu im Abschnitt zum entschlackten Lernstoff.

Valide Prüfungen

Ein valides Testverfahren prüft das, was es prüfen soll. Lernergebnisse, Lernaktivitäten und Leistungsnachweis müssen eine Einheit bilden (didaktische Kohärenz). Wenn Sie am Ende die Lösung komplexer Probleme erwarten, sollten Sie vorher konsequenterweise Übungssituationen dafür schaffen.

Wissen und Handeln

Ist das Wissen nicht mehr wichtig? Doch, selbstverständlich. Das Wissen ist für Studierende zentral. Niemand wünscht sich aber Studierende, die am Ende zwar gescheit über Modelle und Theorien reden, diese jedoch nicht anwenden können. Das Ziel muss sein, Theorien, Modelle, Konzepte etc. nicht nur zu kennen, sondern sie auch zu verstehen und in die Anwendung zu bringen, z.B. in Form von Stellungnahmen, Vergleichen oder Entwicklungen.
 

  • Formulierung handlungsorientierter Lernergebnisse mit der SMAK-Formel (vgl. unten)
  • Erläutern und kommentieren beispielhafter Prüfungsfragen
  • Beurteilung und Lernprozessbegleitung anhand von Kriterien, die aus den Zielsetzungen abgeleitet sind
  • Teaminterne Absprachen zur Verwendung von Beurteilungsrastern. Gemeinsame (Verhaltens-)Standards müssen angestrebt werden

Situation: Welches Handlungsziel steht am Ende? Was sollen die Studierenden am Ende des Moduls oder der Lehrveranstaltung können? Welche Situationen – einfachere oder komplexere – sollen sie am Schluss meistern? Verlieren Sie dabei nicht die fachübergreifenden Kompetenzen aus den Augen: Sich selbständig Informationen besorgen und diese verarbeiten, Informationen und Ideen auch kommunizieren können, soziale und ethische Gesichtspunkte berücksichtigen usw. sind mittlerweile Bestandteil exzellenter Studienpläne.

Manifestation: Vergegenwärtigen Sie sich, was Sie von den Lernenden genau verlangen. Woran erkennen Sie, dass die Studierenden das Geforderte beherrschen? In welcher Form wird es «sichtbar» bzw. manifestiert es sich? Dies ist die Basis für späteres Feedback und weist auf mögliche Prüfungsformate hin.

Anspruchsniveau: Welchen Grad an Expertise erwarten Sie dabei? Sollen lediglich Fakten und Begriffe aufgelistet werden, sollen Konzepte in eigenen Worten erläutert oder auf andere Sachverhalte übertragen werden, sollen Zusammenhänge erfasst und Schlussfolgerungen gezogen werden, sollen komplexe Sachverhalte beurteilt oder soll gar Neuartiges entwickelt werden? Das sind alles ganz unterschiedlich anspruchsvolle Aufgaben.

Kommunikation: Wie sollen die Erwartungen nun verdeutlicht werden? Formulieren Sie dazu aufgrund dieser Überlegungen konkrete Handlungen, die Sie von den Lernenden am Schluss erwarten. Das kann auch «geistige Arbeit» sein, wie z.B. einen Text analysieren, Hypothesen bilden oder einen Prozess beurteilen. Kommunizieren Sie diese anschliessend deutlich. Die Studierenden werden sich daran orientieren. PS: Vermeiden Sie die Verben «kennen» oder «verstehen», das sind keine Handlungen.