Zweckdienliche Kooperation

Obgleich die meisten sich an öde Gruppenarbeiten in der Schule erinnern mögen, wird kooperativem Lernen in statistischen Metaanalysen eine hohe Lernwirkung attestiert. Darüber hinaus werden dadurch weitere Faktoren wie das Selbstvertrauen, die soziale Integration oder der Durchhaltewille im Studium gestärkt (Hattie 2015; Johnson & Johnson 2013; Prince 2004). Kooperatives Lernen ist also besser als sein Ruf.

Keine Alibigruppen

Besonders wichtig ist, dass Gruppenarbeiten nicht als «Alibi-Aktivierung» eingesetzt werden. Gruppenarbeiten als Verlegenheitslösung funktionieren nicht. Je nach Lehrkultur muss kooperatives Lernen mit anfangs kürzeren Sequenzen eingeführt werden, bevor die kooperativen Anteile schrittweise ausgebaut werden. Ohne durchsichtige Dramaturgie mit entsprechend klaren Aufträgen und dem nötigen Handlungsspielraum wird das Potential kooperativer Lernszenarien jedoch nicht voll genutzt. Lassen Sie sich inspirieren durch die Fülle an Methodensammlungen in der (hochschul-) didaktischen Literatur.

Nicht nur additive Aufträge

Ein wesentlicher Wirkfaktor kooperativen Lernens ist Lernen durch Lehren. Die gegenseitige Instruktion der Studierenden unter sich führt insgesamt zu einer besseren Verankerung des Lernstoffes. Hier verbirgt sich aber auch ein gewisses Risiko: Wenn sich Gruppenaufträge problemlos aufteilen lassen, ist die Chance grösser, dass die Mitglieder ihre Teile unabhängig voneinander erledigen. Positive Interdependenz bedeutet, dass der Gruppenauftrag nur sinnvoll erledigt werden kann, wenn auf die Teilprodukte bzw. Teilergebnisse der anderen Teammitglieder Bezug genommen wird. Aus der Kleingruppenforschung lässt sich zudem die Faustregel ableiten, dass effiziente Gruppen drei bis fünf Mitglieder umfassen. Peilen Sie also Dreier- oder allenfalls Vierergruppen an.

Rahmenbedingungen für kooperatives Lernen

Ganz «profane» Faktoren wie die Infrastruktur sind ebenfalls wichtig. Fest verschraubtes Mobiliar und Platzmangel behindern kooperatives Lernen stark. Beantragen Sie nötigenfalls einen anderen Unterrichtsraum. Diskussionen von wenigen Minuten zu dritt sind jedoch auch im Hörsaal möglich.

Damit kooperative Lernszenarien tatsächlich zu einem Mehrwert für die Beteiligten führen, müssen also wichtige Gestaltungsmerkmale berücksichtigt werden.

  • Klare Arbeitsaufträge, definierte Rollen und positive Interdependenz
  • Geeignete Infrastruktur
  • Angemessene Gruppengrösse
  • Einleuchtender Ablauf und offenes Lernszenario